Ich bin weggelaufen. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Es stinkt unglaublich, aber wenigstens werde ich nicht nass. Ich wollte in der U-Bahn-Station übernachten, aber ohne Clanschutz keine Chance, die haben mich nicht einmal reingelassen. Bin einer Gruppe Männer ausgewichen, war mir nicht sicher, was passieren würde. Hier im Müllcontainer findet mich keiner so leicht.
Es regnet und ich sitze in einem Müllcontainer.
Ich habe niemanden zum Reden. Also zeichne ich das hier jetzt auf, rede mit mir selbst. Irgendwie hilft mir das. Ich könnte wieder zurück zu meinen Eltern. Könnte in mein Bett, mit Dach über dem Kopf. Aber das reicht nicht. Weiß nicht, wie lange die Batterie noch hält.
Ich habe für das Geld geackert und geschuftet, mir nichts gegönnt, weil ich damit vielleicht aus diesem Drecksloch herauskomme. Was macht mein Vater? Klaut es mir. Kauft sich Drogen. Schlägt mich dann zum Dank. Ich hätte ihm von dem Geld erzählen müssen und es nicht verstecken dürfen. Ein schlechter Witz. Ich wusste genau, was er damit machen würde. Aber das ist jetzt egal. Ich werde Vater nie wieder sehen. Mum auch nicht. Sollen sie doch an ihren Drogen verrecken. Ich komme hier raus. Irgendwie.
Friedrichshain ist schon anders als der Rest von Berlin. Keine Polizei weit und breit, keine Putzroboter, überall nur Junkies. Mit Betteln bin ich nicht weit gekommen. Hat nur ein paar Minuten gedauert, bis sie mich weggejagt haben. Das sei ihr Revier. Und überhaupt wäre ich im Gebiet der Schwarzfalken. Das muss der Clan an dieser Ecke sein.
Vielleicht ist später keiner mehr auf der Straße. Ich muss etwas zu Essen besorgen. Irgendeinen Job finden. Wie bekommt man den Schutz eines Clans?
Berlin, 23. Oktober 2066
— Ende der Aufzeichnung —
Der erste Teil des Tagebuchs von Nyssa, dem Hauptcharakter aus unserem Science-Fiction-Roman »The Pancrator Principle – Der Zukunftsweber«.
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